Kaplan Lydkowski - Abschied
Liebe Gemeinde,
Mit dem 31.8.2020 endet meine Zeit im Bistum Limburg und in der Pfarrei St. Peter und Paul in Kannenbäckerland. In unserem pfingstlichen Pfarrblatt 2020 (Artikel siehe unten!) habe ich ausführlich meinen Glaubensweg geschildert. Seit dem Moment hat sich einiges geklärt. Nach mehreren Gesprächen mit meinem Heimat Bischof, mit der Ausbildungsleitung der Missionsschule in Warschau und mit Priestern und Ordensschwestern auf Kuba habe ich mich entschieden, auf Kuba weiterzuarbeiten. Direkt ab dem 1.9.2020 werde ich eine jährliche Ausbildung in Warschau anfangen und im Herbst 2021 werde ich mich auf einen langen Weg auf Kuba machen. Aus der Erfahrung in Deutschland weiß ich ganz genau, wie wichtig bei der Arbeit in der Kirche die Kenntnis der Sprache ist. Im Laufe der Ausbildung werde ich die Möglichkeit haben, die Grundlagen von Spanisch, die Geschichte und Kultur des Landes kennen zu lernen. Ich hoffe, dass ich ab dem 1. Juni 2021 bis Ende August einen intensiven Spanischkurs in Spanien besuchen darf. Ende September/Anfang Oktober 2021 werde ich Polen und Europa für ca. 6 Jahre verlassen. Ich hoffe, dass ich irgendwann in der Zukunft die Pfarrei St. Peter und Paul besuchen darf, um von meiner Arbeit zu berichten.
Mein Verabschiedungsgottesdienst ist am 30.8.2020 in Kirche St. Peter und Paul in Höhr-Grenzhausen. Der Gottesdienst wird auf unserem Youtube Kanal übertragen. Nach dem Gottesdienst werde ich zwischen 12.00 und 15.00 Uhr vor der Kirche ansprechbar sein. Wenn jemand die Zeit und den Wünsch hätte, sich persönlich zu verabschieden, wäre da eine Möglichkeit. Ich bin bis Ende August noch in jeder Kirche im Gottesdienst und werde mich auch vor Ort bei Ihnen herzlich bedanken und verabschieden. Ich lasse mir nach den Gottesdiensten die Zeit zum Gespräch. Meine letzten Gottesdienste in der Pfarrei:
- 15.8. 18.00 Uhr St. Markus in Ransbach-Baumbach
- 18.8. 18.30 Uhr St. Josef in Hillscheid
- 19.8. 18.30 Uhr St. Anna in Stromberg (Anschlusstermin in Höhr)
- 22.8. 18.00 Uhr St. Antonius in Ransbach-Baumbach
- 24.8. 18.30 Uhr St. Johannes der Täufer in Nauort
- 28.8. 18.30 Uhr St. Marien in Sessenbach
- 29.8. 18.00 Uhr St. Georg in Breitenau
- 30.8. 11.00 Uhr St. Peter und Paul in Höhr-Grenzhausen
Ich danke Ihnen und wünsche Ihnen Gottes Segen und alles Gute auf Ihrem Lebensweg!
Ihr Kaplan Radoslaw Lydkowski
Rückblick 1.0 - Pfingstlicher Pfarrbrief
Liebe Gemeinden in St. Bonifatius Wiesbaden und St. Peter und Paul im Kannenbäckerland,am 31. August 2020 endet meine zweite Kaplanstelle in der Pfarrei St. Peter und Paul im Kannenbäckerland und damit auch die Zeit in Deutschland. Mit Dankbarkeit blicke ich zurück auf die Zeit des Studiums in Sankt Georgen in Frankfurt am Main (2007-2012). Mit Dankbarkeit schaue ich auf die Zeit als Praktikant, Diakon und Kaplan in St. Bonifatius in Wiesbaden (2012-2017). Mit großer Dankbarkeit lebe ich seit dem 1. September 2017 in der Pfarrei St. Peter und Paul im Kannenbäckerland und gehe zum 31.8.2020. Der Gedanke, dass etwas zu Ende geht und man Abschied nehmen muss, macht mich traurig. „Es ist schade, dass Sie gehen.“ hörte ich in vielen einzelnen Gesprächen in den vergangenen Monaten von vielen Gemeindemitgliedern. Vor drei Jahren hörte ich es auch vor und bei meinem Abschied in Wiesbaden. Ich schreibe Ihnen ganz ehrlich, dass diese Entscheidung zu den schwierigsten Entscheidungen meines Lebens gehört. „Ich hätte es nie gedacht.“
„Ich hätte es nie gedacht.“ Diesen Ausdruck kennt jeder von uns. Dieser Ausdruck begleitet mich schon seit sehr langer Zeit. Ich habe als Kind und Jugendlicher nie gedacht, dass Gott für mich und jeden von uns einen Plan hat. Und doch er hat einen Plan. Den Plan Gottes kannte ich lange Zeit nicht, und meine weitere Zukunft kenne ich auch nicht wirklich. Meine Lehrer in der Grundschule hätten es nie gedacht, dass ich es auf ein Gymnasium schaffe. Ich hatte schlechte Noten und war anstrengend. Ich hätte es nie gedacht, dass ich durch eine Jugendbewegung zum Glauben komme und zu Gott finde.
Ich habe nie gedacht, dass ich ein gutes Abitur schreibe. Als Jugendlicher habe ich für mich angefangen, nach dem Plan Gottes zu suchen. Ich hätte nie gedacht, dass Gott einen Plan hat, mich zum Priester zu berufen. Nachdem ich den Plan Gottes angenommen und die Ausbildung im September 2004 in Polen angefangen habe,
hätte ich nie gedacht, dass Gott mich am 15. August 2007 nach Deutschland führt. Ich hätte auch nie davor gedacht, wie reichlich mich Gott durch diese Zeit beschenkt. Die Sprache, das Studium, neue Kultur, neue Freundschaften, die Erfahrung der Kirche in Deutschland und auf der Welt, die Entwicklung eigener Persönlichkeit auf vielen Ebenen und noch viel mehr, verdanke ich Gott. Vor allem bin ich dankbar für alle Menschen die Gott mir auf meinem Lebensweg in Deutschland zur Seite gestellt hat. Sie haben mich geprägt. Sie sind mir mit ihren Lebensgeschichten, mit ihrer Freude und ihrer Trauer ans Herz gewachsen. Dankbar bin ich der Leitung des Bistums Limburg, sowie allen Dozenten des Priesterseminars in Limburg und in St. Georgen. Ich bin dankbar den Pastoralteams, den Mitarbeitern der Kirchengemeinden und allen Ehrenamtlichen in Wiesbaden und im Kannenbäckerland. Das sind so viele Menschen aus allen Generationen. Menschen, die der Kirche ein konkretes und lebendiges Gesicht geben.
Ich hätte nie gedacht, dass zwei Wochen in Südamerika in Bolivien mein Leben auf den Kopf stellen. Vor Bolivien war ich fest davon überzeugt, dass ich im Bistum Limburg nach meinem Pfarrexamen als Kooperator oder als Pfarrer arbeiten werde. Im Gespräch mit Pfarrer Much haben wir mehrmals darüber gesprochen, ob ich mir vorstellen könnte, sein Nachfolger in St. Peter und Paul zu werden. Ich war offen für jede Stelle, die mir das Bistum Limburg vorschlagen würde. Nach der Zeit in Bolivien wurde mein Herz zerrissen. Eine große Erfahrung der Armut, des Priestermangels und der Kirche in Lateinamerika ließ mein Herz monatelang unruhig sein. Diese Unruhe kenne ich sehr gut aus der Zeit vor dem Seminar und bevor ich mich für Deutschland entschieden habe. Monatelang habe ich Gott nach seinem Plan gefragt und darum gebetet, ihn gut zu erkennen.
Der Ruf aus den Anden war klar und deutlich. Ich vertraue fest darauf, dass Gott mich dorthin führt. Ich weiß es nicht, was er mit mir vorhat. Ich wusste es auch damals nicht, als ich am 15. August 2007 in das Flugzeug Richtung Deutschland eingestiegen bin. Gott hat einen Plan.
Bei jedem Wechsel im Leben fragen sich die Menschen, wie es in der Zukunft weiter geht. Wenn ein Pfarrer, Kaplan, Pastoralmitarbeiter*in geht, fragen sich die Menschen, wie geht es weiter mit uns, mit der Kirchengemeinde?
Es ist eine berechtigte Frage. Ich weiß selbst nicht, wie es weiter geht, aber ich weiß, dass es geht. Wie es gehen wird, hängt nicht von den Nachfolgern ab. Die Nachfolger kommen und werden auch wieder gehen. Wie es gehen wird, hängt vor allem von den Menschen und von dem ab, wie sie ihren Glauben leben. Je stärker sie sich an Gott binden, desto besser wird es gehen. Gott bleibt unverändert! Ich hoffe, dass die Freude des Glaubens, die ich gesät habe, reiche Frucht bringt. Ich verdanke sie dem guten Gott und seinem Plan.
Ende Februar habe ich ein offizielles Schreiben vom Bischof in Siedlce empfangen, dass er mich für die Ausbildung in Centrum Formacji Misyjnej (Zentrale Ausbildungsstelle für die Mission) in Warschau freistellt. Die Ausbildung beginnt Anfang September und geht bis Ende Mai 2021. Ich plane für mich, dass ich nach der Ausbildung von Juni bis August nach Spanien gehe und einen Spanischintensivkurs besuche. Wenn Zeit und Geld ausreichen, würde ich im Anschluss den Jakobsweg gehen.
Im Herbst 2021 werde ich Europa für eine Weile verlassen. Wohin genau mein Weg geht, weiß ich noch nicht. Ich hoffe, dass ich im Mai oder im Juni die Ausbildungsstelle besuche und mehr erfahren kann. Ob Kuba, Peru, Paraguay, oder Argentinien, es spielt für mich keine Rolle. Gott hat schon einen Plan.
Ich bedanke mich bei Ihnen und bei Euch allen für die dreizehn Jahre in Deutschland und bitte um Begleitung im Gebet. Echte Liebe, die Gott uns schenkt, schenkt uns tiefe Verbundenheit und ich hoffe auch möglichst viele schöne Erinnerungen.
Ihr Kaplan, Radoslaw Lydkowski-